
Heute werden fast nur noch Fahrzeuge mit Automatikgetriebe produziert, aber es soll trotzdem noch ein paar unbeugsame Vertreter der schaltenden Fraktion geben. Schaltgetriebe haben eine Kupplung, und die wird zumeist mit einem Seilzug am Kupplungspedal betätigt. Wie der Bowdenzug an der Fahrradbremse kann so ein Seil im Alter reißen, dann macht es KLONK und der Fuß tritt ins Leere. Was dann folgt ist vor allem Sucherei und Akrobatik. Ich zeige euch das einmal an einem sehr verbauten Beispiel aus Frankreich.
Vorsorge:
Wir sind uns hoffentlich einig: Selbst durchgeführte Reparaturen am Auto sollten nur erfolgen, wenn man weiß, was man tut. Wenn ihr euch nicht sicher seid, lasst euer Fahrzeug von einer Fachwerkstatt warten und instandsetzen. Ein gerissenes oder falsch montiertes Kupplungsseil birgt zwar keine grundsätzlichen Gefahren – aber euer Auto lässt sich nicht mehr so fahren, wie ihr es gewohnt seid. Das kann im Straßenverkehr ablenken oder euch liegenbleiben lassen, also prüft bitte vor der ersten richtigen Probefahrt, ob alles funktioniert und festgeschraubt ist.

Der Riss kommt immer unerwartet
Der Zug einer Kupplung, also die Verbindung vom Kupplungspedal zum Kupplungsarm am Getriebe, ist normalerweise wartungsfrei. Je nach Modell erfolgt das Kuppeln auch hydraulisch, dann seid ihr thematisch für heute raus. An älteren oder auch an etwas preiswerteren Fahrzeugen, ist das Kupplungspedal über einen ganz normalen Bowdenzug mit dem Kupplungsarm am Getriebe verbunden. Der hat Ausgleichsgewichte und ist an der Karosserie hier und da eingehängt.

Auch dieses Stahlseil ist eigentlich wartungsfrei, aber ja nach Laufleistung eures Fahrzeugs oder auch bei fehlender Wartung kann es rosten und scheuern. Da es täglich großen, wiederkehrenden mechanischen Belastungen ausgesetzt ist kann es dann irgendwann reißen, und der Fuß tritt die Kupplung ins Leere. Das kann einen ganz schön erschrecken. Nun lassen sich die Gänge nicht mehr wie gewohnt schalten. Geschickte Fahrer schaffen es, den Wagen auch ohne Kupplung mit Zwischengas irgendwie nach Hause zu bekommen. Wer das noch nie gemacht hat sollte das Fahrzeug lieber abschleppen lassen.
Was brauchen wir für die Arbeiten?
Der Tausch eines Kupplungsseils oder eines Kupplungszugs ist weniger eine Frage von Spezialwerkzeug, als eher ein Fall von Suchen und Finden im Motorraum oder dem Fahrzeuginneren. Da kommt es nun sehr drauf an, was ihr für ein Fahrzeug fahrt. Die Enden des Seils sind am Kupplungsarm und am Pedal meistens nur eingehängt und gesichert, vielleicht finden sich aber hier und da Halteschrauben oder Clips. Eine große Wasserpumpenzange oder ein Hebel/Rohr zum Betätigen des Kupplungsarms kann sicher nicht schaden. Generell sollte ein normaler Werkzeugkasten für diese Arbeiten genügen.

Haube auf, Tür auf
Das gerissene Kupplungsseil muss zunächst einmal aus dem Auto raus. Dabei lernt man ganz gut, wo es verlegt wurde und wo beim Einbau die „Fallen“ sind. Je nach Fahrzeugtyp kommt ihr an die Kupplung auf dem Getriebe mehr oder weniger gut vom Motorraum aus ran. Normalerweise muss man sich nicht unter das Auto begeben. Ich habe für meine kleine Anleitung ein wahrhaft kompliziertes Exemplar französischer Ingenieurskunst ausgewählt, wenn auch nicht ganz freiwillig. Mein Citroën XM mit Schaltgetriebe ist vorn ziemlich verbaut, trotzdem kommt man am Ende an alles irgendwie ran.

Ja wo ist er denn nun?
Für den XM gilt, dass gern ein paar Komponenten, die beim Schrauben im Weg sind beiseitegeschoben werden sollten. Das ist damals von den Ingenieuren so eingeplant worden, deshalb lassen sich in meinem Fall der Luftfilterkasten und der komplette Zantralhydraulikbehälter mit wenigen Muttern lösen. Wenn die nach zwei Minuten aus dem Weg geräumt sind, ohne sie komplett demontieren zu müssen, kommt man motorseitig an das Kupplungsseil ran.

Die gerissene Stelle ist eindeutig auszumachen. Wenn die Gegengewichte und die Einhängung am Kupplungsarm nicht beim Riss schon auf der Straße gelandet sind, liegen sie irgendwo im Motorraum noch rum. Auch der Rest des Zuges sollte freigelegt und bis zu seinem Eintritt in die Spritzwand der Karosserie (da wo es unter der Scheibe durchgeht zum Armaturenträger) nachvollzogen werden. Alles soweit klar? Teil zwei findet unter dem Lenkrad statt.
Fußraumakrobatik
Hier wird es jetzt ein wenig sportlich. Der Kupplungszug wird durch die Karosseriewand zwischen Motor und Innenraum geführt und oben am Kupplungsseil eingehängt. Um da von der Innenseite ranzukommen, muss meistens eine Verkleidung abgenommen werden. Anschließend solltet ihr euch möglichst verletzungsfrei unter das Lenkrad begeben und den Seilzug von der Durchführung bis zu seiner Einhängung im Pedal nachvollziehen. Und im besten Fall gleich am Pedal aushängen, eine helle Lampe hilft hier sehr.

Je nach Fahrzeugtyp ist das Seil mehr oder weniger kompliziert im Pedal eingehängt. Da es eigentlich ein Autoleben lang halten soll, ist es eventuell nicht sehr schrauberfreundlich verlegt oder befestigt. Habt hier Geduld und passt auf eure Finger auf. Unter dem Armaturenträger sind die Kanten vom Metall oft nicht entgratet und sehr scharf. Normalerweise fingert hier ja niemand rum.

Geduldig einfädeln
Wenn alle Fragmente des alten Seils raus sind, muss das neue Kupplungsseil auf gleichem Weg durch die Karosserie durchgeführt, verlegt und an beiden Enden eingehängt werden. Sinnigerweise beginnt man hier unter dem Armaturenbrett am Kupplungspedal. Wegen der Gegengewichte und dem manuellen Nachstellmechanismus soll bei meinem Auto der ganze Zug vom Motorraum aus eingeführt und dann am Pedal eingehängt werden. Wenn da alles sitzt und passt, erfolgt der Rest der Verlegung im Motorraum. Zum Einhängen muss der Kupplungsarm mechanisch in Richtung Seil gedrückt werden.

Nachsorge
Sieht’s gut aus? Dann werden alle eventuell beiseite geschraubten Komponenten wieder so weit eingebaut, dass man trotzdem noch an die manuelle Verstellung des Seils herankommt. Je nachdem, wie sich nun die Kupplung treten lässt und wie das Auto reagiert könnt ihr die Länge des Kupplungszuges noch manuell verändern. Eben wie bei den Fahrradbremsen. Nach einer vorsichtigen Probefahrt checkt ihr noch einmal alle Verbindungen und nehmt euch vor, in Zukunft immer alle paar Monate ein wenig Sprühfett auf die offenen Enden vom Seil zu geben. Gute Fahrt!
Autor: Jens Tanz – Sandmann
