Bremsassistent BAS – mit maximaler Kraft bei Gefahr bremsen

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Bremsen
© GettyImages / Toa55

Der Bremsassistent, abgekürzt BAS findet sich heute in fast jedem neu zugelassenen Kraftfahrzeug. Wie ein Bremsassistent funktioniert und welche Vorteile er für die Sicherheit im Straßenverkehr bietet, zeigt dieser Beitrag.

Sicher durch den Herbst

 

Welche Funktion hat ein Bremsassistent?

Der Bremsassistent wurde ursprünglich von Mercedes-Benz entwickelt und 1996 zunächst in Fahrzeugen der S-Klasse Baureihe 140 und den SL Coupes der Baureihe R 129 serienmäßig eingebaut. Die Abkürzung BAS ist eine eingetragene Marke der Daimler AG. Das System wurde aufgrund einer Auswertung von zahlreichen Auffahrunfällen entwickelt. Bei der Analyse der Unfälle hatte sich gezeigt, dass der Hauptgrund für Auffahrunfälle ein zu geringer Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und eine nicht an die Verkehrssituation angepasste Geschwindigkeit sind. Ein weiteres Ergebnis dieser Analyse ist gewesen, dass Fahrer bei einer Notsituation zu zaghaft und zu zögerlich bremsen.

 

Von den Fahrern der Unfallfahrzeuge wurde die Bremsleistung ihres Autos nicht einmal annähernd genutzt. Interne Untersuchungen von Mercedes-Benz haben ergeben, dass der Bremsweg bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h durchschnittlich 70 m beträgt. Dies, obwohl die Fahrer angaben, dass sie mit voller Kraft gebremst haben. Es zeigte sich jedoch, dass die Bremskraft tatsächlich so gering gewesen ist, dass das ABS nicht aktiviert wurde.

 

Viele Autofahrer trauen sich nicht, in Notsituationen beherzt und mit aller Kraft auf die Bremse zu treten. Insgesamt nutzt etwa ein Drittel aller Autofahrer nicht die volle Bremsleistung Ihres Fahrzeugs bei einer Gefahrenbremsung. Diese Erkenntnisse haben schließlich zu Entwicklung des Bremsassistenten geführt. Der Bremsassistent erkennt Gefahrensituationen und unterstützt die Notbremsung. Dadurch wird der Bremsweg deutlich verkürzt. Laut Angaben von Mercedes auf nur noch 40 m bei einer Vollbremsung aus 100 km pro Stunde.

Bremsassistent
© GettyImages / Chesky_W

Wie funktioniert der Bremsassistent BAS?

Der Bremsassistent nutzt verschiedene Sensoren, um das Verhältnis zwischen der gefahrenen Geschwindigkeit und der Geschwindigkeit, mit der das Bremspedal getreten wird, zu erkennen. Zudem erkennt das System, wie schnell der Fahrer vom Gaspedal auf das Bremspedal wechselt. Der Bremsassistent BAS erkennt anhand dieser Sensordaten, ob eine Gefahrenbremsung erfolgt. Zusätzlich werden noch weitere Daten beispielsweise vom ABS gesammelt und ausgewertet. In der Praxis funktioniert ein Bremsassistent folgendermaßen.

 

Wenn Sie als Fahrer das Gaspedal Ihres Autos schnell loslassen und innerhalb kurzer Zeit auf das Bremspedal treten, geht der BAS von einer Notfallbremsung aus. Wenn sie nicht fest genug auf das Bremspedal treten, erhöht der Bremsassistent über den Bremskraftverstärker den Bremsdruck. Der Bremsdruck wird so weit erhöht, bis das ABS aktiviert wird. Das heißt, durch den Bremsassistenten wird der Bremsdruck für die Notbremsung maximal erhöht.

 

Die Bremsdruckerhöhung erfolgt automatisch und unabhängig davon, wie stark Sie auf das Bremspedal treten. Erst wenn Sie als Fahrer den Druck auf das Bremspedal wieder verringern, verringert der Bremsassistent auch den Bremsdruck. Der Bremsdruck entspricht dann wieder dem Wert, den er bei dieser Bremspedalstellung haben muss. Der 1996 vorgestellte Bremsassistent reagiert nicht selbsttätig auf eine Verkehrssituation, sondern auf das Verhalten des Fahrers. Erst der 2005 vorgestellte Bremsassistent BAS Plus kann autonom reagieren.

 

Von Mercedes wurde der erweiterte Bremsassistent BAS Plus zunächst 2005 in Fahrzeugen der S-Klasse (Baureihe 221) vorgestellt. BAS Plus ist ein vorausschauender Bremsassistent. Er unterstützt Mercedes-Fahrer in Gefahrensituationen noch wirksamer. Das System nutzt die Radartechnik der Distronic von Mercedes. Das Radarsystem misst kontinuierlich die Entfernung zum vorausfahrenden Fahrzeug. Es warnt Mercedes-Fahrer optisch und akustisch vor einem zu geringen Abstand. Gleichzeitig berechnet BAS Plus ebenfalls kontinuierlich bei einem drohenden Auffahrunfall die erforderliche Bremsunterstützung.

 

Kombination von BAS mit weiteren Sicherheitssystemen

Der Bremsassistent BAS wird von Mercedes-Benz kontinuierlich weiterentwickelt und mit anderen Sicherheitssystemen wie Mercedes Pre-Safe kombiniert. In Verbindung mit Pre-Safe werden, sobald BAS Plus eine Gefahrensituation erkennt, beispielsweise die Rückenlehnen aufgerichtet, um eine optimale Schutzfunktion durch die Sicherheitsgurte sicherzustellen und das Schiebedach geschlossen. Die neuen Systeme heben laut Mercedes erstmals die Trennung zwischen aktiver und passiver Sicherheit beim Autofahren auf. Dennoch, dies betont Mercedes immer wieder, kann auch ein hochmoderner Bremsassistent die Regeln der Physik nicht umgehen. Wenn Sie mit einem zu geringen Abstand bei einer zu hohen Geschwindigkeit fahren, kann auch der Bremsassistent einen Auffahrunfall nicht verhindern.

 

Die serienmäßige Ausstattung von leichten Nutzfahrzeugen und Pkws mit einem Bremsassistenten war in der EU erstmals ab 24. November 2009 vorgeschrieben. Seit dem 24. Februar 2011 müssen alle Kraftfahrzeuge ab Werk mit einem Bremsassistenten ausgerüstet sein, um in der EU zugelassen zu werden.