Ein Kraftfahrzeug ist an sich schon ein sehr robustes Ding. Viele Defekte fallen zunächst gar nicht auf, oder wir gewöhnen uns an ihre Auswirkungen. Wenn ein oder mehrere Motorlager fällig sind, kann es ganz schön holperig werden.
Vorsorge:
Wir sind uns hoffentlich einig: Selbst durchgeführte Arbeiten am Auto sollten nur erfolgen, wenn man weiß, was man tut. Wenn ihr euch nicht sicher seid, lasst euer Fahrzeug lieber von einer Fachwerkstatt warten. Arbeiten am Motorlager erfordern eine gewisse Vorsicht, denn der aufgehängte Motor ist sehr schwer. Sichert alle Schritte ausreichend ab, um Verletzungen, vor allem an euren Händen, zu vermeiden.
Die Lagerung des Motors
So ein Verbrennungsmotor wiegt zusammen mit dem Getriebe nicht nur ein paar 100 Kilogramm – er vibriert auch im Betrieb, er ruckelt und zuckt bei Schaltvorgängen und sein Drehmoment drückt beim Beschleunigen und Gas geben auf alles um ihn herum. Dieses kraftvolle Eigenleben sollte sich nicht 1:1 auf die Karosserie übertragen, das würde die Bleche verformen, Schweißpunkte killen und den Fahrkomfort dramatisch herabsetzen.
Deshalb sind Motoren an mindestens drei Stellen im Motorraum über Vollgummilager mit der Karosserie verbunden, welche die Schwingungen und Bewegungen aufnehmen. Diese Lager sind hängend oder stehend mit dem massiven Hauptrahmen verbunden, denn an ihnen reißen ziemlich große Kräfte. Da sie auch zum Ausbau des Motors (bei Wartungsarbeiten oder Reparaturen) erreichbar sein müssen, kommt man auch bei kompakten Fahrzeugen meistens gut ran. Von oben oder von unten. Oder beides.
Wie erkenne ich ein verschlissenes Motorlager?
Nach vielen Jahren und/oder vielen Kilometern des Betriebs ist der Gummianteil im Motorlager ausgehärtet, ausgeschlagen oder gerissen. Das äußert sich durch schlagende oder klopfende Geräusche beim Lastwechsel, vermehrte Vibrationen im Leerlauf und ein „komisches“ Gefühl beim Schalten oder Gas geben. Ignoriert man diese Warnungen und reißt eines der Motorlager gar ab, kann das Triebwerk im Motorraum absacken oder schief sitzen und mechanische Verbindungen nicht mehr funktionieren. Optisch ist der Defekt meistens nicht zu erkennen, außer man kann von Hand so sehr dran wackeln, dass der Verschleiß sichtbar wird. Dann habt ihr allerdings schon recht lange gewartet.
Was brauchen wir für die Arbeiten?
Je nachdem, ob ihr ein unteres oder ein oberes Motorlager austauschen wollt, benötigt ihr das betreffende Werkzeug, um euer Fahrzeug aufzubocken und abzustützen. Bei(m) den unteren Lager(n) muss ggfs. noch der Unterfahrschutz entfernt werden, und ein zweiter Wagenheber zum Anheben des Motors bereit stehen. Ansonsten genügt ein großer Knarrenkasten, und je nach Alter der Lager und Schrauben noch eine Verlängerung für schraubende Superkräfte. Und natürlich braucht ihr vorher das neue Motorlager und eventuelle neue Schrauben und Muttern, denn wenn das alte erst einmal ausgebaut ist, kann der Wagen nicht mehr gefahren werden.
Nach fest kommt ab
Bei unserem Beispiel tauschen wir das von oben gut zugängliche Hauptmotorlager an einem Renault Twingo, was es tatsächlich so richtig hinter sich hat. Das fiel allerdings bei diesem recht leichten Motor nur auf, weil das Lager gleichzeitig der obere Teil der Zahnriemenabdeckung ist und bei der Demontage quasi in seine Einzelteile zerbröselte. Ersatz von Motointegrator war einen Tag später da, selbst bei Premium Herstellern muss man bei normalen Autos nicht allzu tief in die Tasche greifen.
Dieses Lager sitzt mit einer unten gekonterten, langen Schraube im Rahmen und mit zwei Bolzen am Alublock des Motors. Von unten drückt ein Wagenheber über ein Stück Holz leicht auf die Ölwanne, damit die Schrauben nicht wegen des Gewichts der Maschine verkanten und der Motor absackt. Mit etwas Sprühöl und einer Verlängerung lassen sich auch feste Schrauben gut lösen. Wenn das alte Motorlager ausgebaut ist, kann man gleich alles sauber machen und ein wenig Fett auf die Auflagestellen sprühen. Hier kommt man ja später nicht wirklich häufig hin.
Einbau in umgekehrter Reihenfolge
Das betreffende Motorlager ist hier auch optisch schon lange fällig, aus dem Gummi sind schon Teile herausgebrochen. Das Neuteil schmatzt an seine richtige Position, die Schrauben bekommen etwas Fett, damit der nächste Besitzer es in 100.000 Kilometern nicht so schwer hat. Die Bolzen müssen gewissenhaft mit dem richtigen Drehmoment angezogen werden, anschließend kommen alle abgebauten Anbauteile wieder an ihre richtige Position. Sitzt alles fest? Dann kann der eventuell angehobene Motor wieder entlastet werden und das Auto auf seinen Füßen stehen.
Nachsorge
Bei allen Arbeiten im Motorraum sollte man nach Beendigung erst einmal so etwas wie eine Sichtprüfung machen. Habe ich alle abgelegten Werkzeuge wirklich wieder rausgenommen? Liegen irgendwo noch Schrauben oder Muttern? Habe ich Anschlüsse von Leitungen vergessen? Ist alles okay, könnt ihr den Motor einmal starten und lauschen, ob nun alles ruhig ist. Bei einer anschließenden Probefahrt wird sich der Wagen vermutlich viel straffer und präziser anfühlen. Wir gewöhnen uns mit der Zeit an die Defekte unserer Autos. Umso schöner fühlt es sich dann an, wenn einer behoben ist. Und sicherer ist es auch. Gute Reise!
Autor: Jens Tanz – Sandmann